Jugendkunstwerkstatt

Kunstreich 2018
"Zeit – Raum – Material"

Begeben wir uns gedanklich mal in eine Welt frei von technischen Entwicklungen und industriellen Erfindungen. Wir würden zurückgeschickt in eine Epoche lange vor dem 21. Jahrhundert, in der das Leben frei von Annehmlichkeiten wie Smartphones, Autos oder Laptops war. Denn die industriellen Entwicklungen nahmen in den letzten Jahrhunderten rasant zu, sodass heute nahezu jeder Bereich unseres Alltages von industriellen Produkten beeinflusst wird. Unsere Gesellschaft unterliegt einer fortwährenden Veränderung. Sowohl Räume als auch die Entwicklung des Materials unterstehen dem Wandel der Zeit. Landschaften werden geschaffen oder verschwinden. Die Spuren finden wir noch immer in den alten Industriestandorten, welche durch ihre Vergänglichkeit wiederum eine ganz eigene Ästhetik aufweisen können.

Die Kunst bedient sich der neuen Möglichkeiten in vielfältiger Weise. Fotografen wie das Ehepaar Becher widmete der Fotografie von Industrielandschaften ihr Lebenswerk und Künstler wie Marcel Duchamp oder Arman nutzen die Beschaffenheit und Vielseitigkeit von Industrieprodukten. Stilrichtungen wie der Minimalismus, die Aktions- oder Konzeptkunst oder Gestaltungsformen wie die Akkumulation bedienen sich der Ästhetik der neuen Produkte. Auch hier findet sich eine Vernetzung zwischen Raum, Zeit und Material. Der Künstler Donald Judd als einer der Hauptvertreter des Minimalismus setzte bereits seit den 1960er Jahren das Material und die Farbe seiner Kunst immer auch in den räumlichen Zusammenhang.

Mit den neuen technischen Möglichkeiten wächst auch die Verbreitung von Kunst. Kunst kann nun vervielfältigt werden, aus Unikaten entstehen Serien. Massenproduktionen bringen Kunstkopien wie Warhols Marylin Monroe in die Wohnzimmer der Bürger und Kaufhäuser wie Ikea bieten Kunstwerke zu Spottpreisen an. Kunst wird zur Massenware. Unterliegt das künstlerische Schaffen etwa mehr und mehr wirtschaftlichen Interessen? Kritische Stimmen gegenüber des Überangebots und des Anspruches an Kunst werden laut. Können Kopien auch Kunst sein oder ist diese Beschreibung ausschließlich einem Unikat zuzuordnen?

Das diesjährige Kunstreich widmet sich der Suche nach der Ästhetik im Alltäglichen. In den Workshops Graffiti, Malerei, Produktdesign, Fotografie und Metall werden wir Räume herstellen, Kunstwerke produzieren oder Produkte in einen anderen künstlerischen Zusammenhang setzen. Die Ästhetik des Produktes findet ebenso künstlerisch Ausdruck wie die Ästhetik der Produktionsstätten. So wird das Fort Konstantin über drei Tage zu einer Produktionsgemeinschaft freier Kunst.